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26.11.2024 „Sommernachtstraum“-Inszenierung begeistert Publikum

Anlässlich des 50. Jubiläums der Gemeinde Brechen wurde wieder Theater gespielt. Die Gemeinde Brechen als Veranstalter und der Kultur- und Verschönerungsverein Niederbrechen e. V. als Kooperationspartner konnten sich auch in diesem Jahr wieder über das ehrenamtliche und höchst professionelle Engagement des Leitungsteams rund um die Regisseurin und Gesamtleiterin Cara Basquitt freuen. „Die Kombination aus Jubiläum und Theater hat sich schon bei der 1250-Jahrfeier der beiden Ortsteile Niederbrechen und Oberbrechen in 2022 als gute Idee erwiesen“, begrüßte Cara Basquitt die Theaterbesucher*innen. Nach dem sensationellen Erfolg von „Dorfgeschichte(n) – Fragmente aus 1250 Jahre Niederbrechen und Oberbrechen“, das damals auch unter der Regie von Cara Basquitt in der Emstalhalle Oberbrechen aufgeführt wurde, waren die Erwartungen hoch und der Andrang erfreulicherweise ebenfalls. Auch dieses Mal begeisterten die 50 Akteur*innen aus Schauspiel und Tanz sowie zahlreichen Helfer*innen hinter den Kulissen in vier ausverkauften Aufführungen mit „Ein Sommernachtstraum“ frei nach William Shakespeare das Publikum und konnten voll und ganz an den Erfolg von vor zwei Jahren anknüpfen.



Theaterprojekt wurde von zahlreichen Ehrenamtlichen höchst professionell getragen

Bewundernswert die Professionalität, die wie beim letzten Mal auch wieder in allen Bereichen erkennbar war. Ob Cara Baquitt für den Bereich Schauspiel oder Elena Barthelmes, Claudia Breser, Dorin Frank und Madeleine Gerlach für den Bereich Tanz – alle wussten, das Beste aus den Akteur*innen hervorzulocken. Elena Barthelmes als Verantwortliche für die Maske sowie Cara Basquitt und Catrin Di Pasqua, die sich für den Bereich Kostüm verantwortlich zeichneten mit ihren Teams, sorgten für die perfekte Verwandlung der Akteur*innen. Beeindruckend das Bühnenbild, das Cara Basquitt und Andreas „Lumpi“ Kremer, der auch für die Bühnentechnik zuständig war, gemeinsam erdacht hatten. Das Technik-Team rund um Dominik Gilberg und Markus Hoffmann setzten das Ganze perfekt in Szene. Mit viel Liebe zum Detail sorgten Alexander Fischbach und Anke Schuster für perfekt abgestimmte Requisiten. Den finanziellen Überblick über ein solch großes Theaterprojekt behielt Alisa Jost und dass ein solch einmaliges Projekt auch in der Öffentlichkeit publik wird, dafür zeichnet sich Silke Steul verantwortlich.



Wenn Punk, Pop und Rock auf Shakespeare treffen

Wer eine klassische Inszenierung des über 400 Jahre alten Stücks am Wochenende vom 15. bis 17. November 2024 erwartete, mag sich vielleicht gewundert haben. Denn auf der Bühne in der Niederbrecher Kulturhalle trafen original Shakespeare-Text in der deutschen Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel und moderne Sprache aufeinander. Der Shakespeare-Plot wurde dabei in die Jetztzeit überführt und mit aktuellen Zeitbezügen gespickt.



Das Theaterstück dreht sich um die Irrungen und Wirrungen der Liebe zwischen den vier Athener*innen Hermia, Lysander, Helena und Demetrius und dem Fürstenpaar Theseus und Hippolyta am Hofe von Athen auf der einen Seite sowie Titania und Oberon als König und Königin der Elfen im Zauberwald auf der anderen Seite. Wäre das nicht schon Trubel genug, sorgen Puck, Titanias Elfen und eine Laienschauspielgruppe aus Handwerker*innen für noch mehr Chaos. Und am Ende folgt dann – Friede, Freude, Eierkuchen – die Hochzeit der Brautpaare. Doch halt, falsche Aufführung. So einfach macht es die Regisseurin Cara Basquitt dem Publikum nicht. In Basquitts Inszenierung verlässt Hippolyta am Ende Theseus und Helena schickt Demetrius erst mal zur Therapie. Einzig und allein bei Hermia und Lysander scheint eine Hochzeit in Aussicht – allerdings etwas unkonventioneller als bei Shakespeare in Las Vegas. Solche und weitere Änderungen hat Cara Basquitt perfekt in das Original eingewoben. So treten Titanias Elfen zwischenzeitlich in den Streik, da sie sich weigern, weiterhin den mit einem Eselskopf verzauberten Handwerker Zettel zu bedienen. Außerdem wird Puck eine Gang zur Seite gestellt. Gemeinsam wollen sie ein Start-up gründen und den Zaubersaft der Blume sowie das Kraut als Gegenmittel vermarkten. Oberon soll als Investor einsteigen. Der Ehestreit zwischen Titania und Oberon, der sich zu Beginn des Stückes entlud, ist am Ende passé. In munterer Eintracht drapiert sich das Elfenkönigspaar mit ihrer Elfenschaar zum Familienfoto auf der Couch und schaut sich die Modern Dance-Darbietung einer Tanzgruppe auf den 80er-Jahre Sound von David Bowie an. Der letzte Auftritt gehört dann aber doch klassisch nach Shakespeare Puck – auf der Couch.



Vom Zauberwald auf die Therapie-Couch

Ach ja, die Couch. Ob Plakat, Eintrittskarte, Programmheft und jetzt auch auf der Bühne zieht sie sich als Erkennungsmerkmal durch das Theaterstück. Auf der Therapie-Couch nehmen hier während des Stücks nach und nach einige Figuren Platz. In direkten Ansprachen an das Publikum durchbrechen sie die vierte Wand und lassen die Zuschauer*innen an ihrem Innenleben teilhaben. Ein roter Teppich samt rasender Reporterin zieht sich wie ein roter Faden durch das Stück und verbindet die Akteur*innen mit dem Zuschauerraum. Das höchst professionelle Schauspiel und die fantastischen Tänze gehen auf der Bühne nahtlos ineinander über. Theater, das nahbar ist und verbindet. Nicht nur die Menschen der drei Brecher Ortsteile und zum Teil aus verschiedenen Vereinen und Generationen, sondern auch Tradition und Moderne, Hochkultur und Popkultur. Beim Brecher Sommernachtstraum treffen der Hof von Athen als Popper auf die Punks aus dem Zauberwald und die Handwerkstruppe als Rocker. Im Zauberwald steht wie selbstverständlich ein überdimensionaler Pilz neben einem Einhorn vor einer fast dreidimensional wirkenden Videoprojektion eines Waldes. Die Kulturhalle ist als Zauberwald verwandelt kaum wiederzuerkennen. Die Verwandlung der zweckmäßig eingerichteten und optisch neutral gehaltenen Kulturhalle in einen Theaterraum ist wieder perfekt gelungen. Die Theaterbesucher*innen werden in die neue Spielstätte und die Welt des „Sommernachtstraum“ quasi hineingezogen. Der Rindenmulch als „Spielwiese des Zauberwalds“ eingesetzt, setzt dem perfekten Theatererlebnis mit allen Sinnen die Krone auf.



Text: Silke Steul

Bilder: © Bärbel und Dieter Zettner / Frank Schön

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