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21.09.2017 Archäologischen Arbeiten im Baugebiet „Weingartenberg“

Dann schauen wir doch heute mal über die Grenzen, was bei unseren Freunden in Wersch los ist :-)
Größte Ausgrabungsstätte im Goldenen Grund liegt in Werschau – Vorstellung der Archäologischen Arbeiten im Baugebiet „Weingartenberg“

Für die einen war es eine Verzögerung des Baubeginns ihres neuen Eigenheims, doch für die Archäologen eine gute Möglichkeit für einen Zugang zur Geschichte des Menschen im Goldenen Grund. Nachdem der Bereich am Dauborner Weg in westlicher Richtung zum Baugebiet ernannt wurde, wurden die archäologischen Arbeiten am Weingartenberg notwendig, da in der Region Bodendenkmäler bekannt waren. Mittels zerstörungsfreier Prospektion wurden geomagnetische Untersuchungen mit dem Magnetometer durchgeführt, die aufgrund entsprechender Anomalien im Boden den Verdacht erhärtet haben, auf historische Relikte des Menschen in der Fläche zu treffen. Gemäß hessischem Denkmalschutzgesetz müssen Zerstörungen solcher Funde in jedem Fall vermieden bzw. kontrolliert durch eine wissenschaftliche Ausgrabung geborgen werden.

Unter der Fachaufsicht der Bezirksarchäologin Dr. Sandra Sosnowski M.A. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, hessenARCHÄOLOGIE wurde im Frühjahr 2017 durch die Gemeinde die Fachfirma Archäologische Ausgrabungen Frank Lorscheider mit den Arbeiten beauftragt. Die jeweiligen Untersuchungs- und Ausgrabungsmethoden wurden in enger Abstimmung mit der hessenARCHÄOLOGIE durchgeführt. Nach Abschiebung der Humusschicht mittels vorsichtiger Baggerarbeiten wurden die ersten Strukturen sichtbar. So konnten Siedlungsreste der Eisenzeit gefunden werden, die auf eine nahegelegene späteisenzeitliche Siedlung schließen ließen. Die Region des Goldenen Grundes liegt am nördlichen Rand der Idsteiner Senke und bietet mit seinem löshaltigen und fruchtbaren Boden hervorragende Siedlungsbedingungen. Mehrere Grubenanlagen mit einer Tiefe von rund 2,5 Meter zur Vorratshaltung wurden genauso gefunden, wie Reste von Häusern und Ofenanlagen.

Das Untersuchungsgebiet Weingartenberg ist das größte im Goldenen Grund bisher untersuchte Areal und muß in einem größeren Rahmen betrachtet werden, darauf wies Dr. Sandra Sosnowski M.A. von der hessenARCHÄOLOGIE hin mit Blick auf die Alteburg in Oberbrechen, eine ebenfalls kuluturhistorisch bedeutsame Stätte in der Region. Die untersuchte Fläche innerhalb des 7.000qm Baugebietes Weingartenberg barg in den zahlreichen Silogrubenanlagen, sogenannten Erdkellern, z.B. auch rund 30 kg Brandlehm, welcher von Hauswänden stammen dürfte, die wahrscheinlich durch ein Schadfeuerereignis zerstört und anschließend entsorgt wurden. Der untersuchte Siedlungsplatz dürfte geomorphologisch gesehen weiter oberhalb des wahrscheinlich früher steileren Gebietes gelegen haben und war damit hochwassergeschützt höher oberhalb des Wörsbachs gelegen, entsprechende Auelehmpakete lassen darauf schließen. Der größte komplett erhaltene Fund war ein eiförmiger Topf, der derzeit noch auf die Untersuchung in der archäologischen Werkstatt wartet. Insgesamt war der Vortrag in Werschau ein Werkstattbericht, doch es wird noch einige Zeit dauern, bis der abschließende Bericht vorliegt, auf den auch die Gemeinde Brechen natürlich gespannt ist, wie Bürgermeister Frank Groos deutlich machte, denn in der Region gibt es viele Schätze aus der Zeit von vor über 2000 Jahren, die auf eine Besiedlung hinweisen – und ein bißchen stolz war Groos, die größte Ausgrabungsstätte im Goldenen Grund in der Gemeindegemarkung zu wissen.

Für die Archäologen besonders spannend ist, inwieweit eine Interaktion mit den römischen Besatzern stattgefunden hat, da die einheimische Bevölkerung durchaus Handel getrieben haben dürfte oder für die Römer gearbeitet haben könnte. Werschau liegt zwischen Frankfurt und Limburg an der Via Publica der Alt-Straße, zu deren baulichen Hinterlassenschaften auch die alte Lahnbrücke in Limburg zu sehen ist.

(Peter Ehrlich/FOTO-EHRLICH.de)

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